Wiener Wohnen Podcast

#58: Secondhandsome, nachhaltige und günstige Mode

Wiener Wohnen Season 1 Episode 58

In der Hetzendorferstrasse 100 gibt es ein Geschäft, dass das Grätzel belebt. Secondhandsome ist kein herkömmlicher Secondhandladen, wie es viele in Wien gibt. Hier wird geplaudert, Kaffee getrunken und Kleidung angeboten und verkauft. Die Menschen kommen aus dem Gemeindebau und dem Grätzel, Kund*innen können hier alte Kleidungsstücke in Kommission geben und mit etwas Glück verdienen sie etwas dabei. Die Betreiberin Judith Schmuck setzt auf gut erhaltene und ausgefallene Kleidung. Markus Egger hat sie vor Ort besucht und mit ihr über Nachhaltigkeit, Best-Ager, Lagerfeld-Badeschlapfen, Crop-Tops und Ribkoff Kleider geplaudert. Eine Podcast-Episode für Modebegeisterte und jene, die es noch werden wollen!

Speaker 3:

Gute Geschichten sind die halbe Miete. Das Leben im Gemeindebau.

Speaker 3:

D er Wiener Wohnen-Podcast Podcast Mit Markus Egger.

Speaker:

Ich stehe heute in der Hetzendorfer Straße 100. Vor dem Second Hand laden Second Hand zusammen und da gehe ich gleich einmal hinein. Die Tür geht auf, vor mir steht die Besitzerin, die Judith Schmuck. Hallo. Vielen Dank fürs Zeitnehmen heute.

Speaker 1:

Ja, sehr gerne, freut mich, dass du da bist.

Speaker:

Wie ich vorbeigegangen bin, habe ich gleich gesehen, ein Hingucker für mich schlapfen Rote mit Karl Lagerfeld drauf. Es gibt ja hier nicht Vintage-Sachen, sondern Second Hand, das heißt Sachen, die Leute schon getragen haben und die sie dir dann zur Kommission bringen und du verkaufst sie dann hier für die Leute. Ist das richtig?

Speaker 1:

Korrekt. Also ich habe den Laden fürs Kretzel eröffnet, als Kretzelidee und auch als Nachhaltigkeitsprojekt. Also die Damen, weil ich habe nur Kinder- und Damensachen aus der Gegend, bringen mir die Dinge, die sie nicht mehr wollen, die nicht mehr passen, von denen sie sich wahrscheinlich einfach auch satt gesehen haben, kommen zu mir in den Laden, dort werden sie ausgestellt und kriegen noch einmal eine Runde Leben geschenkt. Ich verkaufe es und wir teilen uns den Verkaufspreis 50-50.

Speaker:

Es gibt ja ganz, ganz viel hier. Also ich sehe davon Cars, diese Disney, Kinder, Sachen bis ein paar Bücher, Spielzeug. Das wird auch verkauft, so Kinderbücher und Spielzeug. Oder ist das, wenn Kinder kommen zum Spielen hier?

Speaker 1:

Beides wahrscheinlich, ja. Also Kinderspielzeug nehme ich auch, aus Platzgründen nicht in Massen, aber Kinderbücher und da hinten haben wir auch ein bisschen Lego und Playmobil und ein ganz altes Puppenhaus. Das ist auch zum Verkauf, aber natürlich habe ich es auch aus dem Grund aufgestellt, weil wenn die Kinder kommen, ist es natürlich manchmal ein bisschen langweilig, wenn die Mamas da durchschauen und die können sich dann da ein bisschen beschäftigen mit den Dingen.

Speaker:

Wie groß ist das Lokal hier im Gemeindebau?

Speaker 1:

Also es ist ein 80 Quadratmeter-Lokal mit, ich glaube, 16 Metern Fensterfläche, was natürlich ideal ist, wenn man ein Bekleidungsgeschäft aufmacht.

Speaker:

Vielleicht gehen wir mal ein bisschen weiter rüber. Wir gehen da an einer, das ist jetzt Vintage, oder? Das ist wie so eine alte. Die Pudel ist genial, die schaut aus, als wie so in einem 50er, 60er Jahre Geschäft.

Speaker 1:

Das ist ein Originalteil aus den 60ern. Das muss irgendwo in Niederösterreich in einem alten Lebensmittelgeschäft gestanden sein. Das ist wirklich Vintage, ja. Also da bin ich auch sehr stolz drauf. Das passt irgendwie da herein. Die anderen Dinge sind nicht so alt. Also die sind Alltagskleidung von den gängigen Marken, die wir alle haben.

Speaker:

Wir gehen jetzt da vorbei, sind das weiße Martens oder so ähnlich, also Stiefelt, die so ähnlich ausschauen?

Speaker 1:

Die so ähnlich ausschauen, wahrscheinlich nicht die Original-Martens Marke sind, aber sie gehen einfach, sie schauen so aus und man muss ja nicht immer alles original einer Marke getreu kaufen.

Speaker:

Nein, nein. Das ist jetzt eine Kundin hereingekommen.

unknown:

Hallo, ja?

Speaker:

Hallo? Dürfen wir Ihnen auch eine Frage stellen? Wir sind vom Wiener Wohnen-Podcast. Sind Sie Stammkundin hier?

Speaker 4:

Ja, ich glaube schon. Seit dem ersten Tag. Seit dem ersten Tag.

Speaker:

Was haben Sie ja schon gekauft?

Speaker 4:

Einiges habe ich gekauft, aber mehr habe ich hergebracht. Ich wohne gegenüber und habe so viele Kleidung und ja, das war super ein Zufall, ja.

Speaker:

Und was finden Sie am Geschäft von der Judith so toll? Also ich meine, man sieht es nämlich leider nicht im Audio-Podcast, aber vielleicht können Sie es beschreiben, was hat Sie hereingeführt sofort?

Speaker 4:

Ein Leben hier in der Gegend, ja, und eigentlich wirklich endlich Möglichkeit, tolle Sachen weiterzugeben. Also überhaupt diese Nachhaltigkeit. Konzept ist so wundervoll hier präsentiert und auch so super designt alles.

Speaker:

Es schaut auch so frisch aus.

Speaker 4:

Frisch und so auch Nobel, ja. Nicht wie irgendwelche Spalunke Secondhand, sondern wirklich und die Preise sind toll. Ich finde Preise wirklich toll.

Speaker:

Und Sie haben jetzt was gebracht, was Sie jetzt in Kommission geben wollen? Dürfen wir das gleich auspacken? Was wäre das?

Speaker 4:

Also das ist so ein Vintage-Badeanzug.

Speaker:

Der ist so schwarz, oder?

Speaker 4:

Das ist wirklich ein Vintage-Teil, ja, sogar hinten mit der.

Speaker:

Und vorne ist so eine Masche drauf, die ein bisschen ausschaut wie bei so Geschenksdingen, aber ist eine Brosche oder was sagt die Expertin?

Speaker 4:

Würde ich sagen, 40er, 50er Jahre. Marilyn Monroe könnte das auch sagen haben.

Speaker:

Und wo haben Sie das her? Wenn ich fragen darf, ist der von Ihnen oder ein Erbstück?

Speaker 4:

Nein, Erbstück nicht, aber ich bin schon jahrelang, ich suche nach den einzigartigen Sachen, die auch Vintage-Sachen, wertvollen Sachen, die es nicht mehr gibt mit dieser Konsumgesellschaft. Also deswegen bin ich so ein Frig. Alles, what I have is second-hand or gefunden. Ich finde auch vieles, weil die Leute schmeißen viel weg, finde das nicht mehr wertvoll. Und für mich sind die wertvollen Sachen, die damals waren, dass 100 Jahre tragen.

Speaker 1:

Die Alexandra hat mir der Himmel geschickt, weil sie einen Geschmack and eine Auswahl und ein Sammelsurium an Dingen. Mein Herz ist wirklich aufgegangen. Ganz viele Dinge sind von ihr. And I glaube wir haben uns da rein durch Zufall in diesem Lokal getroffen. Und wir haben beide Spaß an diesen alten, wertvollen Dingen. Aber nicht, wie gesagt, nur vintage, sondern einfach daran, dass wenn einem etwas nicht mehr passt, oder wenn man nichts mehr damit anfangen kann, dass wer andere sich dann darüber freut, ja, und zu einem guten Preis etwas leisten kann, was er sie vielleicht sonst nicht leisten wird.

Speaker 4:

And wie gesagt, das Geld ist sicher hier nicht. But this mission, also for mich is Mission, the Sachen to give. And also my win to sag, in which I am. And when you say tall, what has that gekauft? That can not kaufen. There are die Flowmärkte, there are the Augen and ich sagen, alles ist an mir vielleicht 5 Euro wert. Wenn, ja, aber for mich ist das viel mehr wert.

Speaker:

Ist das auch ein bisschen das Konzept des Geschäfts, dass man sagt, okay, man haucht alten oder Vintage oder Einzelstücken ein neues Leben ein?

Speaker 1:

Ja, total. Also ich habe das auch auf meiner Webseite so geschrieben. Wenn wir ehrlich sind, wir haben alle von allem zu viel. Also der Durchschnitt, nein nicht einmal der Durchschnitt, ich glaube, auch denen, die es nicht so gut geht, haben immer noch was, was sie nicht mehr brauchen. Weil wir in dieser Gesellschaft einfach die letzten, ich würde sagen, 20, 30, ja nach dem Krieg, und der Krieg ist jetzt schon lange her, aber die Gesellschaft ist in diese Richtung gegangen, dass es halt wichtig ist, alles Mögliche zu besitzen. Und vielen, und ich glaube, der ganzen Welt fällt das ein bisschen auf den Kopf momentan, weil es ist einfach ein derartiger Überfluss und alles ist in Massen da. Und es ist ja nur logisch, aus dem vollen zu schöpfen, das vor unseren Augen liegt, wenn wir weiterhin alles in China produzieren lassen oder nicht nur der Import, sondern generell, wenn wir die Dinge einfach wegschmeißen, weil wir sie nicht mehr haben wollen, wo kommen wir denn da hin? Also der Mühlberg, der ist ja nicht mehr zu bewältigen.

Speaker 4:

Da kann ich noch was zeigen, was ich mache.

Speaker:

Jetzt wird noch was ausgepackt, ein rosa.

Speaker 4:

Sogar mal, das ist von einem kroatischen Designer. Hoppala.

Speaker:

Hoppala.

Speaker 4:

Das wurde von mich auch genäht.

Speaker:

Das ist ein Kleid mit so einem rosa Kragen, rosa Punkten.

Speaker 4:

Und jetzt denke ich mir, vielleicht findet sich jemand, der wirklich das erlebt.

Speaker:

Und blutet ihnen dann das Herz, wenn sie was hergeben oder denken sich, es ist so schön und ich gebe es trotzdem her für die anderen oder ist beides quasi?

Speaker 4:

Jahrelang wollte ich nicht, seit ich Judith kenne, ich bin so froh. Und wirklich, ich habe das 100 Euro bezahlt. Wenn das um 20 Euro verkauft, ist, ist mir auch wurscht. Warte, die Sache sollen leben. Jemand muss das leben. Wozu sammele ich das? Deswegen wirklich sie ist überfordert mit meinen Sachen.

Speaker:

Okay, das heißt, gibt es einen eigenen Bereich von your Sachen?

Speaker 1:

Aber sie hat eine eigene Art und Weise, wie wir Dinge verkaufen. Weil ich bei mir wird alles digitalisiert, das ist das innovative Konzept hier. Also die Sachen, die zu mir kommen, werden in ein digitales Online-Konto hochgeladen, registriert, werden natürlich mit einem Strichcode versehen. Aber das Coole ist, dass ich den Kommittentinnen dann diesen Link auch schicke und sie können jederzeit nachschauen, was verkauft wurde. Und sie sehen auch, wenn ich zum Beispiel eine Kampagne oder Preisreduktion fahre, also eine Angebotsecke oder irgendwas mache, dann wird das alles automatisch und in Real Time übertragen und die haben dann da so ein bisschen ihr Spiel. Ich sehe das so ein bisschen wie ein spielerisches Konto. Das hast du schon aus deinen Kleidern gemacht, die du eigentlich wegwerfen wolltest oder die seit Jahren irgendwo verstauben. Und ja, also diese Gamification ist mir sehr wichtig, weil ich habe eine Geschichte im Online-Glücksspiel.

Speaker:

Okay, aber das ist kein Online-Glücksspiel, sondern das ist eine Herzensangelegenheit.

Speaker 1:

Das ist eine komplette Offline-Herzensangelegenheit und eine Mission und auch meine Leidenschaft. Ich muss gestehen, ich habe für Mode gar nicht so viel über, aber ich habe schon für schöne Dinge etwas über. Und vor allem, ich krame es nicht gern durch Kisten mit Gewand und schaue mal an, wo ich irgendwelche Schätze finde. Und auch bei den Kindersachen, ja, da kommen so liebe Sachen raus, da denken sie, so süß, mein Gott, mein Kind ist schon so groß, das passt nicht mehr. Aber also ich habe ja echt ein neues Zuhause gefunden für mich.

Speaker 4:

Weil ich kann jeden Tag kommen mit ein paar Sachen. Ich schaue, ich habe schon fünf andere IKEA-Säcke vorbereitet, aber ich traue mich nicht zu bringen, weil ich habe keinen mehr Platz für das zu schauen. Das habe ich zum Beispiel gefunden. Jemand hat das so gemacht.

Speaker:

Was ist das? Ich bin so schlecht im Beschreiben. Das ist eine Farbe, ein Kaffdann mit Türkis, es ist ein bisschen Gold, es ist ein bisschen rotbraun. Vielleicht kann die Expertin, sie ist ja eigentlich gar nicht so viel Mode interessiert, aber gerne wühlt, beschreiben.

Speaker 1:

Also mit Goldfäden bestickt und einem arabischen Label drinnen. Ja, es ist wahrscheinlich nicht hier von unserem Breitengrad ursprünglich, aber das ist sicher etwas, woraus man was Cooles machen kann. Es kommt auf alle Fälle in die Auslage.

Speaker 4:

Ja, und das kann man auch mit so einem Gürtel.

Speaker:

Sehr gut. Und haben Sie hier auch schon was gekauft? Was ist das Lieblingsstück, das Sie hier gekauft haben?

Speaker 4:

Mein Lieblingsstück ist jetzt wirklich eine wunderschöne Geldbörse. Ich wusste nicht, dass das auch Designstück ist von INA kennt. Die habe ich auch gerne ein bisschen mehr bezahlt, als mein Budget ist, weil ab und.

Speaker:

Die INA kennt die normalerweise nur für so Taschen bekannt, das sieht man immer im siebten Bezirk. Okay, sicher auch schön. Sind ja auch so ein bisschen, muss ich jetzt mein Wissen einbringen, auch so glitzernd, gülden, silber mit so Kettelelementen, so mit so Ringeln.

Speaker 4:

Und ich liebe das. Weil ab und zu mag ich auch so edle Sachen auch zu haben, die ich weiß, sie haben im Werk und die sind sicher viel teurer. Ich habe das hier einen Symbolpreis, sagt man so.

Speaker:

Also man kann auch die Sachen finden, die wirklich Das ist ein Tipp für andere, für andere Einkäuferinnen oder Leute, die was in Kommission geben. Es gibt hier alles von Inner Kent bis Fastmartens bis.

Speaker 4:

Eigentlich bis Lubiloo von Hofer.

Speaker:

Und den Lagerfeld, die Lagerfeld schlapfen nicht zu vergessen. Ist das das Highlight der Lagerfeld oder gibt es mehrere Sachen von Lagerfeld?

Speaker 1:

Nicht, also vielleicht noch irgendwo im Lager, sonst ist mir das nicht bewusst, aber ich habe hier ja keinen Designerfokus. Also viele Secondhand-Läden spezialisieren sich auf Design, weil natürlich mit diesen Designerteilen im Einzelstückverkauf noch mehr Geld zu machen ist. Aber wir haben hier, also ich rede immer von wir, obwohl ich eine Einzelperson bin.

Speaker:

Majestäplural.

Speaker 1:

Ja, natürlich wir, ich und ich und ich selber.

Speaker:

Ich und meine Kleidungsstücke.

Speaker 1:

Ich und meine Leidenschaft, vielleicht ist es so am besten. Und deine Lieferantinnen. Ich, meine Leidenschaft und meine Lieferantinnen. Also wir probieren wirklich einmal den Preis so als nicht das Wichtigste hier zu sehen und jetzt auch nicht unbedingt die Wirtschaftlichkeit und das Reichwerden in den Vordergrund zu stellen. Das ist vielleicht ein guter Moment, über die Bepreisung zu reden. Die Dinge kosten hier circa 30 Prozent von dem, was sie im Laden kosten. Also natürlich kann ich nicht von jedem einzelnen Stück jetzt wissen, wie viel die bezahlt haben und vor allem, wenn es dann hochpreisige Dinge sind.

Speaker:

Aber recherchierst du dann?

Speaker 1:

Ja, ja, ich recherchiere, ja, weil Marken kann man super im Internet nachrecherchieren, aber auch im H ⁇ M- oder Sarah-Bereich, ja gut, so ein Leiwal kostet 12 Euro, gut, dann kostet es da vier Kindersachen. Oder es gibt da hinten eine Reihe an Ribkoff-Kleidern. Diese Marke waren. Was ist das?

Speaker:

Ich kenne Ribkoff, ist das eine Marke?

Speaker 1:

Ribkoff ist eine Marke, die, glaube ich, vor allem den Best-Ager-Damen sehr gut gefällt.

Speaker:

Was ist jetzt Best-Ager, Pensionistinnen?

Speaker 1:

Ja, Best-Ager einfach so 60 plus.

Speaker:

Okay, aber ist das ein Ausdruck, den man in der Mode erwählt, um nicht zu sagen, ältere Damen?

Speaker 1:

Ich finde der Ausdruck Best-Ager klingt eigentlich cool, weil ich bin jetzt Mitte 40 und fühle mich immer noch ganz jung. Ich glaube nicht, dass es den Damen über 60 viel anders geht. Also mein Stil ist Ribkow ja nicht und am Anfang war ja ein bisschen entsetzt.

Speaker:

Jetzt werden wir das ein bisschen beschreiben. Wie gesagt, ich bin ein modisches Nackerpatzel, aber es schaut ein bisschen aus wie. Es ist eine sehr, sehr bunte Kleider, die aber offenbar. Aber so Sommerkleider, oder? Wo man so sagt, eher so Damen, die jetzt an der Adria sich in den Sand flacken, hätten sowas an. Widerschauen, vielen Dank.

unknown:

Danke gerne.

Speaker:

Dankeschön.

Speaker 1:

Also Ripkopf, glaube ich, man muss das nie bügeln und man muss das nie irgendwie strecken. Das ist so ein Stoff, der immer.

Speaker:

Aber jetzt nochmal für mich, dieses Ripkoff ist eine Marke, oder?

Speaker 1:

Das ist eine Marke, Josef Ripkoff.

Speaker:

Josef Ripkow.

Speaker 1:

Das sind so 2, 350 Euro Teile.

Speaker:

Wahnsinn!

Speaker 1:

Wo ich selbst ein bisschen wundere, aber es ist gang und gäbe für Gewand so viel Geld auszugeben, wie es scheint. Und die kosten halt bei mir dann auch nur einen Tritt leer und am Anfang war ich skeptisch, aber ich habe tatsächlich schon drei, vier verkauft.

Speaker:

Aber wo hast du die ganzen her? Ist da eine Best-Ager-Dame gekommen und gesagt, ich habe da jetzt 400 Ribcow-Kleider?

Speaker 1:

Nicht 400, aber ich glaube, so 10 hatte sie schon, ja. Also das ist auch das Großartige da. Also die Mixtur an Dingen ist gigantisch. Es kommen wirklich, es kommen ganz junge, also die Generation, weiß ich nicht, wo sie immer, S wahrscheinlich, A, B, C, keine Ahnung. Die, die halt jetzt 19, 18, 17, also Teenager-Alter, die bringen schon Sachen und dann kommen aber auch Damen, die haben größe 50 passen, also sind sehr groß. Die Dinge gehen auch sehr gut. Also am Anfang war ja ein bisschen, ich habe nicht gewusst, wie das sein wird, weil ich habe keine Erfahrung gehabt, aber es gibt nichts, was nicht verkauft wird, muss ich ganz ehrlich gestehen. Darum habe ich mir vorgenommen, meinen eigenen Geschmack zu Hause zu lassen.

Speaker:

Die ist wahrscheinlich eh gut. Aber wie ist das, wenn man dann, da stehst du hinter dem Vintage-Pudel und dann kommen Leute rein. Sieht man dann schon, denkt man sich schon, ah, das ist eine Ribkow-Frau oder das ist ihr H ⁇ M oder weiß man das, oder ist man dann selber überrascht, was die einem daherbringen oder was die dann kaufen? Oder denkt man sich, es könnte vielleicht so oder sowas sein?

Speaker 1:

Das wäre wahrscheinlich jetzt ein Vorurteil zu sagen, okay, von der kommt wahrscheinlich dies und das. Das kann man gar nicht so sagen. Also es gibt bei mir dann Online-Termine, die müssen, die muss mit Registrierung und Online-Terminen vorgehen, weil sonst werde ich überschwemmt mit Dingen. Und dann habe ich eigentlich keine Vorstellungen. Die Damen können dann reinschreiben, was sie bringen, da gibt es ein Feld.

Speaker:

Und ich meine jetzt Kunden, die kommen und unterstöbern, bei denen vielleicht?

Speaker 1:

Ja, natürlich geht man davon aus, wenn jetzt jemand 70 plus ist, dass er nicht unbedingt zu den Hotpants greift oder zu den Hollister Croptops, ja. Was was ich gelernt habe.

Speaker:

Croptop, das kenne ich von meinen Teenager-Töchtern, da weiß ich, was das ist. Aber was ist Hollister, ist eine Marke, oder?

Speaker 1:

Hollister ist eine Marke. Aber im Endeffekt jetzt nichts Besonderes, ist einfach cool, weil es Hollister draufsteht, ja. Aber es gibt wirklich da so ein paar Stücke, die hängen auch schon länger, weil es gibt hier irgendwo eine reine Seiden, also ein Seiden, ein Palmer Seidenoberteil.

Speaker:

Was mir auch aufgefallen ist, Entschuldigung, wenn ich dich schon wieder unterbreche, aber es hat jetzt nicht so diesen Geruch, den man zum Beispiel beim Humana oder wenn man irgendwo reingeht hat, woran liegt das? Hast du da ein eigenes Raumparfie oder Wunderbäume? Ist es eigentlich so wegen diesen ausgewählten Sachen, dass die noch nicht so lange da hängen oder wie?

Speaker 1:

Was die wenigsten wissen, die Vintage kaufen, die halt in Vintage-Läden so, also ich will niemanden schlecht reden, das hat alles seinen Platz, aber zum Beispiel die Neubaugasse in Wien ist halt der Number One Hotspot, glaube ich, für Vintage. Die meisten Vintage-Läden kaufen im Großhandel. Es gibt Gebrauchtware im Großhandel. Das braucht man nur immer eingeben. Second-hand-Ware, Großhandel, Bestellen, Internet. Du kaufst 300 Kilo T-Shirts und das kommt wahrscheinlich aus Portugal oder aus den Niederlanden.

Speaker:

Also kommen die gar nicht aus diesen Humaner Containern dann?

Speaker 1:

Die Humaner-Sachen kommen schon, aber das ist ja jetzt nur Humana. Die Humana hat natürlich aufgestellt, die tun sie recht leicht. Die machen halt wirklich sehr viel Geld mit dem Mist der anderen. Aber das Vintage-Konzept ist, du kaufst kilo-weise T-Shirts und dann bepreist du sie jetzt selber. Und der Muff kommt daher, weil diese Vintage-Kleider seit Jahren in Containern lagern.

Speaker:

Weil das ist mir gleich aufgefallen, weil wie du sagst, im Neubaugas oder irgendeinem Flohmarkt, wenn man da herumgeht, da riecht es natürlich anders. Aber wahrscheinlich ist das der super Gemeindebaut duft.

Speaker 1:

Es muss hier alles, also das ist eines der wenigen, die Bitte oder das ist Voraussetzung, wenn hier was abgegeben wird, muss es gewaschen, sauber, löcherfrei und fleckenfrei sein.

Speaker:

Das kontrollierst du natürlich auch, oder?

Speaker 1:

Ich kontrolliere das wirklich bei jedem Stück, aber ich habe, seit ich hier geöffnet habe, und das ist ja jetzt noch nicht einmal zwei Monate her, ich habe hier 2000 Teile registriert, digitalisiert, fotografiert, eingegeben, dass mir da manchmal irgendwo ein Loch oder ein Fleck nicht auffällt, macht nichts. Und gebrauchte Ware muss man nicht zurücknehmen, das ist per Gesetz so. Aber wenn jemand kommt und sagt, der Fleck ist nicht rausgegangen oder ich habe das, ich sage, gut, dann nehme ich das Stück zurück. Für die Leute, nein, ich habe nichts davon, wenn sich jemand nicht freut.

Speaker:

Was ich auch sehr schön finde, ich finde, es ist auch optisch schön oder auch nach Sachen geordnet. Man kommt herein, dann ist da diese riesige Auslage, dann ist der Kinderbereich, dann geht man an der Vintage-Buddle vorbei. Und da wo wir jetzt stehen, da gibt es so ein, wie würdest du das beschreiben, so ein abgerundetes Regal, wo viele Schuhe draufstehen, also von Hellblau, Stiefel, Stöckelschuhe, alles eigentlich. Und dann gibt es Hütte, ein bisschen Souchiles, Belze, Hosen und da hinten, wo wir waren, die Rib, aber wir zeigen es wahrscheinlich die Fall, Ribroff.

Speaker 1:

Ribkoffkleider. Das sind aber nur eine Auswahl. Es gibt ganz auch viele andere Kleider auch noch.

Speaker:

Und auch viele Taschen, Handtaschen.

Speaker 1:

Entschuldigung, Pelz, es gibt ja keinen echten Pelz.

Speaker:

Achso, dann habe ich nur so.

Speaker 1:

Das ist ein Fake-Fur, irgendwas. Also weil dagegen wehre mich. Also ich nehme keine Mittel und keine.

Speaker:

Das war nur mein ungeschultes, nicht-modisches Auge. Auch ein älteres Best-Ager-Auge von mir wahrscheinlich. Nicht Pest-Ager, sondern Best-Ager. Und was hast du da jetzt auf? Ist das ein.

Speaker 1:

Na, das war jetzt in Alexandras Tasche noch. Ich nehme an, das ist von einem.

Speaker:

Das schaut aus wie Hochzeit, oder? Ja, ich glaube, das ist so ein Erstburg. Erstkommunion, so ein Gränzchen, das haut man sich dann auf die Haare.

Speaker 1:

Das wird jetzt wahrscheinlich, weil die Erstkommunion ist jetzt gerade, das wird jetzt niemand. Aber das ist wahrscheinlich, das wird ein Spielzeug für irgendein Mädchen, das dann zu Hause steht und sich als Prinzessin verkleidet. Also man kann die Dinge ja manchmal ein bisschen zweckentfremden.

Speaker:

Und wie ist das bei dir? Gehst du dann auch durch? Oder ist es natürlich, es ist dein Geschäft und es steckt viel Arbeit und Herzblut drinnen, aber könnte man sich dann auch ab und zu selber eins verteilen?

Speaker 1:

Ich habe mir seit Beginn zwei Kleider geleistet. Eins für eine Firmung und eins für einen Vortrag, den ich gehalten habe. Die haben mir gleich beim Auspacken super gut gefallen und es waren auch ein bisschen teurere Marken, also Rich and Royal. Aber ansonsten habe ich mir schon eher auferlegt, hier nichts zu kaufen, weil ich habe auch viele Dinge zu Hause. Wenn, dann nehme ich mir da was ja und kann es wieder herhängen. Das ist recht praktisch, das ist der Vorteil, wenn man so ein Unternehmen gründet. Aber an sich habe ich da jetzt kein Problem mit Kaufrausch, weil ich beschäftige mich den ganzen Tag damit und das deckt irgendwie oder stillt das Bedürfnis.

Speaker:

Und kommen da auch Mieterinnen aus dem Gemeindebau und shoppen hier?

Speaker 1:

Ja, also sie bringen und sie kaufen auch ein. Also ich habe eine Dame, die wohnt hier im Haus, die hat mir, glaube ich, schon die dritte oder vierte Kiste gebracht, Kindergewand. Mit der habe ich auch so eine Vereinbarung getroffen, dass ich es nicht registriere, aber so viel wie möglich verkauft. Also einfach mit einem Symbol auf den Etiketten. Ja, also es kennt mich, glaube ich, mittlerweile schon jetzt jeder da.

Speaker:

Und wie war das am Anfang? Du sagst, seit zwei Monaten bist du hier, circa, ich glaube Anfang März war das dann oder Anfang April.

Speaker 1:

Am 18. März habe ich aufgesperrt.

Speaker:

Am 18. März hast du da aufgesperrt und sind dann auch die Leute am Anfang gekommen, wie da umgebaut worden ist oder wieder Sachen reingetragen worden. Da haben sie gesagt, was kommt da jetzt wieder rein? Oder haben die gleich gewusst, dass wird was Cooles?

Speaker 1:

Ja, die haben das gewusst, weil ich habe von Anfang an einen QR-Code ans Fenster geklebt mit Neues.

Speaker:

Das ist die Werbemarketing-Fachfrau der ersten Stunde natürlich.

Speaker 1:

Werbemarketing, also die Leute sind ja, die Vorfreude ist ja die schönste Freude, sie sollen ja irgendwie wissen, was da passiert. Und ich glaube, vorher war etwas relativ Nischenmäßiges, also ich glaube ein Felgengeschäft oder ein Reifengeschäft, also was nicht so viel anklangend für die Masse findet. Und die Leute waren natürlich neugierig, was da jetzt passiert. Und so hat das ganz gut funktioniert. Und ich habe am 18. März tatsächlich nur die Tür aufgesperrt. Ich habe wieder, ich habe nicht die große Werbetrommel gerührt, gar nichts. Ich habe einfach die Tür aufgesperrt und schaut, was passiert. Und ich muss sagen, also ich bin absolut positiv überrascht worden.

Speaker:

Vielleicht kann man noch die Webseite durchgeben.

Speaker 1:

Ja, meine Geschäft heißt Secondhandsam. Das Wortspiel aus Secondhand und Handsam und die Webseite ist ganz einfach www.secondhandsam.at Und du hast hier nicht jeden Tag offen, aber schon sehr oft? Also ich habe jeden Tag offen, aber nicht jeden Tag den ganzen Tag, weil ich Mama einer fünfjährigen Tochter bin, die mich auch braucht. Montag, Dienstag und Mittwoch bin ich bis halb vier hier und Donnerstag und Freitag den ganzen Tag bis 18 Uhr. Und was jetzt bis jetzt immer, also bis jetzt, das ist ja so eine kurze Periode, aber die ersten Samstags, also der erste Samstag im Monat ist immer offen. Von 39 bis 13 Uhr.

Speaker:

Und merkt man das, dass, ich meine, ich bin jetzt kein Geschäftsmann, sondern Redakteur, aber ist es so, dass dann nach den Arbeitszeiten mehr Leute kommen oder am Wochenende oder am Freitag? Oder gibt es so Hotspots, Tage oder ist das ganz wurscht?

Speaker 1:

Ich glaube, es gibt so ein ungeschriebenes Gesetz für Kundenfluss, weil es kommt manchmal stundenlang niemand und dann kommen auf einmal sieben Personen gleichzeitig. Also so, als würden die wirklich wo ausgelassen worden sein.

Speaker:

Oder ich vermute das immer bei so Sachen, bei so Geschäften oder Gefährhäusern, wenn keiner drin ist, geht auch keiner rein und wenn einer drin ist, kommen dann oder wenn zwei, drei vielleicht sehen, ist das psychologisch und die Leute strömen dann hinein.

Speaker 1:

Ja, das kann schon sein, aber man sieht von außen leider gar nicht so gut rein, weil es recht spiegelt. Ich glaube eher, dass das tageszeitenabhängig ist, wo die Arbeit aufhört, wo die Leute nach Hause kommen, aber ich habe eine ganz liebe Kundin, die kommt vom Handelsketo her. Also die fährt im Endeffekt von der anderen Seite der Stadt mit der U6 und dann mit dem 62er darüber. Es ist nicht so schlecht zu rein. Es ist zwar nicht der Hotspot Neubaugasse, aber es.

Speaker:

Vielleicht wird das mal, wenn ja alle sagen, der Puten-Neubaugasse war gestern. Jetzt ist Hetzendorfer.

Speaker 1:

Ich sehe mich schon als Gentrifizierungsexpertin für Hetzendorf, weil durch mich hier wieder Leben eingehen.

Speaker:

Das heißt, wenn ein paar Gemeindebauten weiter die nächste Filiale aufgespürt wird, komme ich wieder.

Speaker 1:

Ja, du wirst lachen, aber ich überlege auch mir vielleicht noch ein zweites Lokal und ein drittes Lokal zu suchen, weil ich bin der Meinung, ungefähr jeder, alle drei Bezirke können sowas locker vertragen. Also auch um die Vermeidung von Kleidungsmüll, diese Strategie weiterzufahren. Aber jetzt müssen wir mal. Ich kann mir nicht drei, vier und acht teilen. Jetzt fahren wir mal da los.

Speaker:

Jetzt stelle ich noch private Fragen. Was hat der Ehemann gesagt oder der Lebensgefährte?

Speaker 1:

Mein Ehemann, mein Ehemann Roland, war sehr, sehr begeistert.

Speaker:

Du hast gesagt, puh, da kommt viel Arbeit auf mich zu.

Speaker 1:

Nein, überhaupt nicht. Also der kennt mich ja als irgendwie kreativen Unruhegeist im positiven Sinne und der merkt, dass ich jetzt, was du, wo ich wirklich halt mit 1000% dahinter stehe. Und ich muss sagen, ich war noch nie so erleichtert, keinen Vorgesetzten zu haben. Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich wirklich selbstständig bin und es hat mich nie gestört, angestellt zu sein. Aber erst jetzt, seit nicht einmal theoretisch jemand mir vorgesetzt ist, kann ich mir so richtig wohlfühlen.

Speaker:

Und das merken auch die Kunden, oder?

Speaker 1:

Ja, ich glaube schon. Und ich bin aus dem Salzburger Bongau, ja, ich bin generell, also ich plaudere recht gern und wir haben da immer so, also ich habe schon sehr viele Geschichten gehört und ich habe auch schon sehr viele Geschichten von mir erzählt. Es gibt auch Kaffee und ich habe jetzt im Sommer draußen so ein kleines Balkontischl aufgestellt. Also ich hoffe, dass das auch so ein bisschen als Kapselcaffee, als Mini-Café in Hetzen darf genutzt wird.

Speaker:

Das heißt, das ist ein Kretzeltreff auch. Das heißt, da gibt man den Leuten vielleicht ein bisschen so Ruhm in Kaffee und dann kommen sie in Kauflane. Nein, war natürlich nur ein Scherz.

Speaker 1:

Was sich denn nicht gefallen, da haben wir auch nichts davon.

Speaker:

Nein. Da sage ich vielen lieben Dank fürs Ruhmführen hier, großartig.

Speaker 1:

Aber ich möchte die Message daraustragen, dass es wirklich nicht notwendig ist, alles neu zu kaufen. Weil wir leben in Zeiten, wo unser größtes Problem ist, dass wir mit den Dingen, die niemand mehr braucht, nicht wissen, wohin damit. Diese Verschmutzung und irgendwie die Bedrohung von uns Menschen, weil dem Planeten ist es wurscht, wenn der in die Sonne fliegt oder wenn wir nicht mehr sind, der Planet erholt sie schon. Aber es geht ja um uns, es geht ja um uns Menschen, wir wollen sie auf diesem Planeten eine Zeit lang schön haben. Darum, Reduce, Reuse, Recycle.

Speaker:

Im Gemeindebau, in der Hetzendorfer Straße 100, was für ein Schlusswort. Vielen lieben Dank, Judith. Wir hoffen, dass du noch viele Geschäfte hier natürlich im Gemeindebau in anderen Bezirken eröffnest. Dann kommen wir wieder auf ein Interview vorbei. Und jetzt trinken wir noch einen Kaffee. Vielen lieben Dank und wie lange bist du noch hier im Geschäft?

Speaker 1:

Heute bis halb vier. Bis halb vier.

Speaker:

Und dann wird die Tochter abgeholt.

Speaker 1:

Genau, dann geht es in den Kindergarten.

Speaker:

Dann vielen Dank und ciao, Baba.

Speaker 1:

Baba.

Speaker 3:

Gurse Geschichten sind die halbe Miete. Das Leben im Gemeindebau.

Speaker 2:

Der Wiener Wohnen Podcast Podcast.

Speaker 3:

Mit Markus Eger.